Dämmen will gelernt sein


Warum es sich lohnt, Lüsterklemmen auf Vorrat zu haben


Wenn man in den Höhen groß geworden ist, scheut man die Höhe nicht. Auch keine beengten Räume, sofern sie nicht signifikant kleiner sind als die aus der Kindheit, wobei es hier natürlich gilt, die Größenverhältnisse von damals und heute mit ein zu beziehen.
Als Kind hatte ich drei Lieblingsplätze, erstens den Kastanienbaum, wobei die untersten Äste entfernt worden waren, so dass mein Fahrrad vor dem Baum stand, damit ich hochklettern konnte, zweitens eine ca. einen Meter hohe Nische über dem Flur zwischen der Küche und dem Wohnzimmer, den meine Eltern mit Profilholz gebaut hatten, wobei ich es hier geschafft hatte, keine Spuren zu hinterlassen, was meine Mutter einige Suchen bescherte, begleitet von entsprechenden Schrecksituationen, wenn es Geräusche gab, die nicht vorhersehbar waren, okay, irgendwann schrie sie nicht mehr erschreckt auf und drittens gab es den Dachboden. Man konnte auf die Ziegel sehen, aber der Boden war begehbar. Oh, ich liebte diesen Dachboden, ein richtiges Lager mit Musikanlage errichtete ich dort. Im Winter war es zu heiß, im Sommer war es die reinste Brutstätte. Aber damals waren die Sommer nicht so heiß wie heutzutage. Der heutige gewisse Präsident würde vermutlich sagen, das sei alles nur Zufall, aber ich möchte nicht zu weit in die Politik abschweifen. Jeder soll in seiner Welt leben, ganz nach Belieben, solange niemand durch Fehlentscheidungen zu Schaden kommt.

Seitdem ist nun das eine oder andere Jahr vergangen. Nun besitze ich einen Multimaster, mit dem ich schon Sparren abgeschleift sowie Fugenmasse aus allen Fliesen entfernt habe und ich habe das Sondernutzungsrecht für den Dachboden über meiner Wohnung. An dieser Stelle könnte man erahnen, was das bedeutet. Es lässt mich nicht los. Erschwerend kommt hinzu, dass der Boden nicht begehbar ist. Anders ausgedrückt, es gibt ungewollte Abkürzungen in die Wohnung unter dem Dachboden- ein falscher Tritt und man ist unten, mit allen Konsequenzen auf allen drei Seiten- oben, unten und den Menschen. Aber was für ein Potential stellt so ein Boden dar, die Vorlage für leuchtende Augen. Es ist ein Spitzboden, wobei ein Weggefährte das als Oxymoron bezeichnet, kann man so sehen, ich nicht. Es ist ein Traum. Gut, man kann nur an wenigen Stellen stehen, aber was macht das schon.

Wir haben eine Handwerkerkrise. Wenn man welche braucht sind keine da, wobei man nicht einmal sagen kann, dass sie nicht arbeiten- dazu müsste man mit ihnen reden, um das festzustellen. Sie sind einfach weg, vermutlich arbeiten. Nur nicht bei uns. Irgendwann gibt man auf. Wie war das mit der Hartnäckigkeit? Meine andere Hälfte wurde voll mit reingezogen, es wurden Videos geschaut, wobei Fachbegriffe gelernt wurden, damit man überhaupt weiß wonach man sucht. Isover ist an dieser Stelle wärmstens zu empfehlen, wenn man „wie geht das“ sucht. Nicht wörtlich, sondern im übertragenen Sinn. Heraus kommt der letzte Gedanke vor dem Einschlafen: „Ist es dicht?“, der Besucher im Traum: „Die Balken faulen weg“ und ein erster Gedanke beim Aufwachen, der mit Heiligen zu tun hat.
Wenn man etwas nicht beruflich erlernt hat ist man hoch motiviert, keine Fehler zu machen. Oder anders ausgedrückt, der Handwerker weiß, welche Fehler er machen darf und welche nicht. Ich denke hier gern an das Pareto-Prinzip. Aber was ist, wenn man nicht weiß, in welchen 20% man sich gerade befindet? Ein Beispiel.
In meinem Wohnzimmer befindet sich eine Lampe. Mein Vater, der Starkstromelektriker gelernt hat und unzählige Jahre in seinem Beruf gearbeitet hat, hat eine Vorliebe für Kabelkanäle und beim Einzug geholfen hat. Was passiert, wenn man über der Lampe einen beweglichen Kabelkanal hat, der auf dem Dachboden verlegt ist, wobei dieser gerade NICHT gedämmt ist, wenn es kalt wird? Sagen wir rein hypothetisch, dass man aus purer Selbstüberschätzung das halbe alte Dämmmaterial aus den Gefachen ausgeräumt hat, weil man dachte, man könnte in Windeseile den Bereich zwischen Konterlattung und beginnenden Dachbalken mit Klemmfilz ausfüllen, danach eine Klimamembran luftdicht verlegen und anschließend 16cm Klemmfilz in die Gefache schneiden und legen (klemmen), obwohl der Boden nicht begehbar ist und man auf Knien und mobilen OSB-Platten rutschen muss, wobei sich hier Knieschoner als exzellente Gegenmaßnahme gegen schmerzende Knie erwiesen haben. Was passiert, wenn die Außentemperatur plötzlich nur noch bei knapp bei 0°C liegt und man sich nur mit einem Infrarot-Heizstrahler überhaupt auf dem Spitzboden aufhalten kann, weil man auf die Ziegel schauen kann, da es dort null Dämmung gibt? Nun, nach KURZEM wird die Lampe im Wohnzimmer flackern und zischen- aber nur wenn sie an ist. Man wird vielleicht zu dem Schluss kommen, dass es Tiere auf dem Dachboden gibt (Säugetiere). Und wenn man dann irgendwann auf den Gedanken kommt, die Sicherung auszuschalten und im Wohnzimmer die Dose, in die das Kabel von der Lampe verschwindet, zu öffnen, kommt einem vielleicht Wasser entgegen und die Lüsterklemme ist vielleicht verrostet (übrigens hat die Tochter eines Starkstromelektrikers immer Lüsterklemmen und Isolierband auf Vorrat). Und warum ist das so? Oh, die Lernerfahrung sitzt tief- warme Luft steigt nach oben und beinhaltet auch etwas gasförmiges Wasser. Alles steigt im Kabelkanal auf, wo es dann aufgrund der Kälte kondensiert und als Wasser zurück in die Dose fließt. Wo es sein Unwesen treibt- wie gesagt, nach KURZEM.

Das waren eindeutig die falschen 20%... und der Boden ist noch nicht fertig, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, ebenso wenig wie meine Träume.




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