Tanken für Fortgeschrittene
Vor einiger Zeit fuhr ich mit Bruno II (meinem Auto) mal wieder zu Real bzw. zu der freien Tankstelle vor Real. Mit dem Wissen, dass meine EC-Karte sorgfältig in meinem Portemonnaie verstaut war, versorgte ich Bruno mit dem Maximum an Sprit. Anschließend begab ich mich zur Kasse. Die gute Dame nahm meine EC-Karte, sah mich an, und sagte: „Geben Sie ihre Geheimzahl ein und bestätigen Sie zweimal.“ Mein Gehirn lehrte sich in diesem Augenblick schlagartig. Ohne Vorwarnung. Aber es half ja alles nichts, und ich kratzte zusammen, was von meinem Gedächtnis übrig blieb, so dass die Zahlenkombination herauskam. Dachte ich. Ich tippte- währenddessen versuchte ich mich unbemerkt zu sammeln- und sie sprach: „Die Zahlenkombination war leider falsch, versuchen Sie es erneut.“ In meinem geheimen Stübchen geisterte die Zahlenkombination erneut- unverändert- umher und ich gab sie wie befohlen erneut ein, siegessicher. Es kam wie es kommen musste, sie wurde wieder nicht angenommen. In mir geisterte vieles, nur nicht die Möglichkeit, dass die Kombination falsch sein könnte. Die Kassiererin, sehr zuvorkommend, sprach erneut: „Leider wurde die Kombination wieder nicht angenommen, versuchen Sie es erneut.“ Nur ein absoluter Trottel hätte beim magischen dritten Mal überhaupt irgendeine Zahlenkombination eingegeben. Natürlich gab ich erneut die immer gleiche Zahlenkombination ein. Damit hatte die gute Frau meine EC-Karte erbeutet. Und ich hatte ein Problem mehr, denn nun sollte ich bar zahlen. Da wurde ich bockig. Ich teilte ihr mit, dass ich das Geld nicht in bar bei mir hätte, und erst nach Hause fahren müsse, um es zu holen. Daraufhin verlangte sie meinen Personalausweis. Ich wurde noch bockiger. Nun wollte ich es wissen. Sie drohte mit der Polizei, ich war begeistert und sagte ihr, dass ich damit sehr einverstanden wäre, denn dann würde ich mich über diese Tankstelle beschweren und hätte bei der Gelegenheit auch gern die Telefonnummer ihres Chefs. Sie lenkte daraufhin ein und fragte mich, ob ich nicht vielleicht das Geld nicht doch in bar bei mir hätte. Ich merkte, dass ich verlieren würde, kam aber nicht ohne weiteres aus der Situation heraus. Ich teilte ihr mit, dass ich zum Auto gehen würde, um zu schauen, ob irgendwo vielleicht noch ein Scheinchen wäre. Dort angekommen zog ich mein Portemonnaie heraus, zerknüllte die Scheine, so dass es aussehen würde, sie hätten einige Zeit vergessen im Auto gelegen, und ging mit ihnen zurück zur Kasse.
Was für eine niederschmetternde Niederlage, die natürlich noch vom Gang zur Bank am nächsten Tag gekrönt wurde. Einerseits hatte ich zu Hause herausgefunden, dass ich genau Null Mal die richtige PIN eingegeben hatte, und dann wurde ich in der Bank auch noch sehr nett begrüßt: „Sie haben tatsächlich DREI MAL die falsche PIN eingegeben? Warum haben Sie nicht nach dem zweiten Mal aufgehört? In dem Fall hätten wir Ihnen einen neue PIN zusenden können, aber so können wir nichts mehr für Sie tun, Sie brauchen eine neue Karte, und das dauert eine Weile bis die da ist.“ Das war zu viel des Guten.
Geknickt verließ ich die Bank und beschloss, die Tankstelle und die Frau in der Bank, die Zeugin meiner Niederlage war, für den Rest meines Lebens zu meiden.
Warum ich die Geschichte bis jetzt verschwiegen habe, und selbst jetzt nur mit größter Überwindung von meiner Niederlage berichten kann, dürfte aufgrund der Peinlichkeiten verständlich sein.
by C.G.